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VON DER FIRMENGRÜNDUNG 1787 BIS ZUR MITTE DES 19. JAHRHUNDERTS

Haus an der Mittelstraße

1737 zieht ein Mann namens Cornelius Koch von Niederlahnstein nach Linz um und erhält hier Heimat- und Zunftrecht. Was ihn wohl zu diesem Schritt veranlasst haben wird? Womöglich hat er hier eine Liebste kennengelernt? Vermutlich sieht er in Linz größere Chancen für das Ausüben seines Handwerkes? Er ist Nagelschmied und gehört in seinem neuen Heimatort zur Zunft der Schlösser, Waffen- und Nagelschmiede.

Sein Sohn Cornelius Koch Junior, der der Stammvater der Firma M. Schulte Söhne werden wird, führt die Schmiede des Vaters weiter. Er beschäftigt, so wird berichtet, mehr Knechte, als die Zunftordnung von 1719 erlaubt; dies war allerdings damals üblich und notwendig, um sein Auskommen zu haben.

Gründung des Handelsbetriebes

Als Cornelius Koch Junior  im Jahr 1787 von einem anderen Zunftmitglied angezeigt wird, wendet er sich an den Landesherren, den aufgeklärten Kölner Erzbischof Maximilian Franz, um Recht zu bekommen (Rings, Häuser und Menschen in Linz, S.148). Wie der entscheidet, ist nicht überliefert. Cornelius Koch jedoch entschließt sich im selben Jahr, seine ökonomische Existenz auf eine zweite Säule zu stellen: Er beantragt das Führen eines Handelsbetriebes, um die von ihm geschmiedeten Eisennägel verkaufen zu dürfen. Die dazu nötige Genehmigung erhält er von seinem Landesherren. Am 15.7.1787 eröffnet er seinen Eisenwarenhandel im Haus „Auf der Bach“ (heute Mittelstraße 17), einem Erbe seiner Schwiegermutter, der Witwe Johann Hartmann. Vermutlich hofft er darauf, dass sein neu gegründetes Geschäft einmal seine Kinder und Enkel wird ernähren können. Aber bestimmt kommt ihm damals nicht in den Sinn, dass seine Firma noch 225 Jahre später von einem Nachfahren in der 7. Generation weitergeführt werden wird. Und sicher kann er nicht ahnen, wie die Welt in der Zukunft des Jahres 2012 aussehen wird.

Das 18 Jahrhundert

Und wir, die nunmehr siebte und achte Generation dieser Familie, wir tun uns auch nicht leicht damit, uns die Welt von damals vorzustellen, die Welt des ausgehenden 18. Jahrhunderts: Kaiser Joseph II. regiert Deutschland, das damals noch das Heilige Römische Reich Deutscher Nation genannt wird und aus einer Vielzahl von kleinen und größeren Staaten besteht. Linz ist vollständig von der Stadtmauer umgeben und die südlichste Stadt des Kurstaates Köln, zu dem es bis 1803 gehören wird. Seine Bewohner leben von Weinbau, Handel und Handwerk. Auf dem Rhein sind noch keine Dampfschiffe zu sehen; sie werden ab dem Jahre 1816 unterwegs sein und mehr und mehr die Arbeit von Menschen und Pferden übernehmen, die bis dahin die Schiffe vom Ufer aus auf Treidelpfaden schleppen. Noch existiert die Leibeigenschaft der Bauern von ihren Guts- oder Landesherren; sie wird erst 1807 abgeschafft werden. Auch die Französische Revolution liegt an diesem 15.7.1787 noch in naher Zukunft. Fast auf den Tag genau zwei Jahre später, am 14. Juli 1789, wird die Bevölkerung von Paris die Bastille stürmen.

Die Zeiten damals im ausgehenden 18. Jahrhundert waren für die Menschen in Linz nicht leicht, denn die Stadt hat sich noch nicht von den Folgen des Siebenjährigen Krieges (1756 – 1763) erholt, als sie ab 1795 einen weiteren wirtschaftlichen Einbruch durch die Besetzung des linken Rheinufers durch französische Revolutionstruppen erlebt. Die Befreiungskriege (1813 – 1815) vergrößern die wirtschaftlichen Probleme, unter der Linz und seine Bewohner leiden. Diesen Schwierigkeiten zum Trotz kann sich die junge Eisenwarenhandlung von Cornelius Koch behaupten und wird im neuen Jahrhundert von seinem Sohn Johann Joseph Koch weitergeführt. Ob er, wie sein Vater, auch noch das Handwerk des Schmieds ausübt, ist uns nicht bekannt. Sicher wird er den Schwerpunkt seiner Tätigkeit jetzt auf den Handel gelegt haben, verliert das Nagelschmiedehandwerk doch in diesen Jahrzehnten aufgrund der Fertigung von Nägeln aus Draht immer mehr an Bedeutung.

Entwicklung des 19. Jahrhunderts

 Nicht nur die Entwicklung der maschinellen und industriellen Produktion verändert die Welt des Johann Joseph Koch, auch in politischer Hinsicht ist diese erste Hälfte des 19. Jahrhunderts eine bewegte. Linz, das seit 1803 zum Herzogtum Nassau gehört, wird ab 1815 Teil des preußischen Staates. 1832 findet, einige Tagesmärsche von Linz entfernt, auf dem Hambacher Schloss in der Pfalz mit geschätzten 30 000 Teilnehmern die erste politische Massenveranstaltung in Deutschland statt; die Menschen fordern einen deutschen Nationalstaat und Demokratie. Was Johann Joseph Koch davon gehalten haben mag? Vielleicht war er mit dabei? Den ersten demokratischen deutschen Staat werden jedenfalls erst seine Enkel erleben. Bis sich die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse in Linz verbessern, gehen auch noch einige Jahrzehnte ins Land. Zu schwer tragen die Menschen an den Folgen der Kriege. Außerdem lassen veränderte Zollbestimmungen bisherige Einnahmequellen der Stadt versiegen. Erst nach der Jahrhundertmitte zieht wieder Wohlstand ein.